Für immer Adaline – Zur Unsterblichkeit verdammt

Nach News gesucht, bei Film hängengeblieben und plötzlich gebannt, obwohl auf den ersten Blick alles nach belangloser Schmonzette aussieht. Es heißt ja, alle guten Geschichten seien bereits erzählt und würden nur noch nacherzählt, beziehungsweise variiert und rekombiniert. Das gilt insbesondere für Geschichten über potenziell Unsterbliche wie etwa Melmoth der  Wanderer in dem Roman von Charles Robert Maturin, der Highlander aus dem gleichnamigen Film von Russell Mulcahy oder auch der Gerichtsmediziner Henry H. Morgan aus der Fernsehserie Forever, ganz zu schweigen von den vielen Unsterblichen auf Zeit, die in murmeltiertaghaften Zeitschleifen gefangen sind und denen sich die Wiederkehr des Immergleichen zu einer mehr oder weniger langen Ewigkeit dehnt. Je nach Veranlagung leben sie den Traum von zügellosem Hedonismus und maßlosem Reichtum, häufen Wissen an oder machen sich nützlich. Meist probieren sie unterschiedliche Lebensentwürfe aus, mal erfolgreich, mal scheiternd, und verzweifeln regelmäßig an ihrer Einsamkeit und Langeweile.

Auch die Geschichte der 1908 geborenen Adaline Bowman (Blake Lively) gehört zu diesem Genre. Mit ihrem Ehemann, einem Ingenieur, der am Bau der Golden Gate Bridge beteiligt ist, hat sie eine Tochter. Kurz nachdem er tödlich verunglückt, kommt sie mit dem Wagen von der Straße ab und stürzt in einen eiskalten Fluss. Ein Blitz erweckt sie aus ihrer katatonischen Starre, und fortan altert sie nicht mehr. Die pseudowissenschaftliche Erklärung des Phänomens kann man getrost vergessen. Adaline versucht ihr Leben zunächst fortzuführen wie bisher, doch als das FBI sich für sie zu interessieren beginnt, flieht sie und wechselt fortan alle zehn Jahre Identität und Wohnsitz. Traumatisch ist der Verzicht auf ihre zweite große Liebe in den siebziger Jahren,  Von emotionalen Verstrickungen hält sie sich fern, allein zu ihrer alternden Tochter hält sie Kontakt. Anstatt zu verzweifeln, kultiviert sie einen gefassten Fatalismus, lernt Sprachen, liest viel und bestreitet ihren Lebensunterhalt mit normalen Jobs. Erst im Alter von 107 Jahren wagt sie es, sich erneut zu verlieben – und begegnet kurz darauf ihrer gealterten Jugendliebe, was sie vor neue harte Entscheidungen stellt. So weit, so unspektakulär.

Doch Lively gelingt es, die Figur der Adaline unaufdringlich, subtil und überzeugend mit einer Tiefe auszustatten, die ihr wahres Alter immer wieder durchscheinen lassen. Die Wirkung des Film verdankt sich aber vor allem der unaufgeregten Ernsthaftigkeit, mit der er Adaline durch ihr langes Leben folgt. Hier ist weniger mal wieder mehr. Krieger, der Regisseur, lässt das alte Thema in neuem Licht erscheinen. So hat man das Gefühl, diese  Geschichte von der Unsterblichkeit werde zum allerersten Mal erzählt, was den Film zu einer berührenden Erfahrung macht. Dass Harrison Ford als alte Liebe auftritt, ist dabei ein Extra-Schmankerl.

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Für immer Adaline (The Age of Adaline)

Regie: Lee Toland Krieger, 2015

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Trailer

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